Artikelreihe Resilienz für Führungskräfte
Teil 1: Stress verstehen – Der erste Schritt zur Resilienz
Liebe Leserin, lieber Leser,
in der modernen Arbeitswelt ist Stress für Führungskräfte allgegenwärtig. Hohe Leistungsanforderungen, ständige Erreichbarkeit und die Verantwortung für Mitarbeitende und Unternehmenserfolge prägen den Alltag. Doch bevor wir lernen können, resilient mit diesen Herausforderungen umzugehen, müssen wir das Phänomen Stress grundlegend verstehen.
Was ist Stress wirklich?
Der Begriff Stress wird oft inflationär als Synonym für "viel zu tun haben" genutzt. Aus wissenschaftlicher Sicht ist Stress jedoch viel komplexer. Er bezeichnet einen als unangenehm empfundenen Zustand, der entsteht, wenn wir einschätzen, dass die Anforderungen einer Situation unsere verfügbaren Ressourcen zur Bewältigung übersteigen (Bertelsmann Stiftung).
Psychologen nutzen häufig das Transaktionale Stressmodell nach Lazarus. Vereinfacht gesagt, läuft Stress in drei Schritten ab:
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Primäre Bewertung: Wir bewerten eine Situation (z.B. eine unerwartete Krise oder ein voller Terminkalender) als neutral, irrelevant oder als gefährlich/bedrohlich.
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Sekundäre Bewertung: Halten wir die Situation für bedrohlich, bewerten wir unsere Ressourcen (Fähigkeiten, Unterstützung, Zeit) zur Bewältigung. Reichen diese nicht aus, entsteht Stress.
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Stressreaktion: Die daraus resultierende Stressreaktion ist eine psycho-physiologische Alarmbereitschaft – der Körper schaltet in den Kampf-oder-Flucht-Modus.
Die zwei Gesichter des Stresses: Eustress und Distress
Es ist wichtig zu differenzieren:
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Eustress (positiver Stress): Dieser mobilisiert uns, hält uns wach und leistungsfähig. Er tritt bei Situationen auf, die wir als herausfordernd, aber kontrollierbar empfinden. Er kann zu Höchstleistungen und Motivation führen.
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Distress (negativer Stress): Er entsteht, wenn die Belastung als überfordernd, bedrohlich und nicht kontrollierbar wahrgenommen wird. Es ist dieser chronische Distress, der langfristig zu Erschöpfung, gesundheitlichen Problemen (z.B. Kopf- und Magenschmerzen) und Burn-out-Symptomen führen kann (Gregersen et al., 2011; Uni Bamberg).
Gerade für Führungskräfte ist die Unterscheidung relevant: Es geht nicht darum, jeglichen Stress zu vermeiden, sondern den positiven Stress zu nutzen und den negativen chronischen Stress zu erkennen und zu bewältigen.
Die Führungsrolle als Stressor und Puffer
Ihre Position als Führungskraft ist doppelt relevant im Kontext von Stress:
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Führungsverhalten als Stressor: Unklare Kommunikation, mangelnde Wertschätzung, oder chronisch gehetztes Verhalten der Führungskraft können bei den Mitarbeitenden selbst zum Stressor werden (Uni Gießen; DGUV).
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Führungsverhalten als Puffer: Umgekehrt kann eine unterstützende und transformational führende Haltung die Stresswahrnehmung der Mitarbeitenden deutlich reduzieren. Durch inspirierende Motivation, Wertschätzung und die Förderung von Problemlösungskompetenzen wirken Sie als stabilisierender Faktor im Team (Arnold et al.; Seltzer et al., 2007).
Die psychische und physische Gesundheit der Führungskraft ist somit nicht nur Privatsache, sondern eine wichtige Grundlage für den Erfolg des gesamten Teams (Bertelsmann Stiftung).
Im nächsten Teil unserer Reihe tauchen wir tiefer in die Persönliche Stressanalyse ein: Wie erkennen Sie Ihre individuellen Stressoren und Warnsignale?
Quellen (Auszug):
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Bertelsmann Stiftung (o.J.): Kein Stress mit dem Stress - Eine Handlungshilfe für Führungskräfte. [Definition von Stress, Führungsverhalten].
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Universität Bamberg (2019): Erschöpfte Führungskräfte: Negative Auswirkungen auf Mitarbeiter. [Folgen von Erschöpfung bei FK].
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DGUV (2014): Führung und psychische Gesundheit. [Führungsverhalten als Stressor].
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Universität Gießen (2020): Wenn Führungskräfte Stress machen. [Schattenseiten von Zeitdruck bei FK].
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Gregersen, S. et al. (2011): [Referenz in DGUV 2014 & ResearchGate 2016]: Untersuchungen zum Einfluss von Führung auf die psychische Gesundheit (Transformationale Führung).
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